Heimkino

Der Spagat zwischen ernstem Thema & Humor im Film / SIMPEL ab 20.04. auf DVD & Blu-ray

by Pierre Wilke

 

Der Spagat zwischen ernstem Thema & Humor

 

Regie: Markus Goller

Darsteller: David Kross, Frederick Lau, Emilia Schüle, Devid Striesow, Axel Stein, Annette Frier, u.v.a.

Ab 20. April 2018 als DVD, Blu-ray und Video on Demand erhältlich!

Universum

 

es gibt Themen, um die viele Filme lieber einen Bogen machen. Menschen mit Handicap, egal ob körperlich oder geistig, gehören sicherlich dazu, zu heikel ist vielen Regisseuren der Umgang damit. Einige Filme haben es jedoch geschafft, erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor zu wandeln und das Leben eines gehandicapten Menschen sensibel und respektvoll darzustellen.

Wir werfen zum Home-Entertainment-Release von SIMPEL (20. April 2018) einen Blick auf die herausragendsten Filme, die das ernste Thema „Handicap“ behandeln.

 

GILBERT GRAPE – IRGENDWO IN IOWA (1993)

Wie wirkt es sich auf das Leben eines jungen Menschen aus, wenn der eigene Bruder ein Handicap hat? Im Jahr 1993 ging „Gilbert Grape“ dieser Frage auf berührende Weise nach. Johnny Depp verkörpert darin den titelgebenden Gilbert Grape, der versucht, seinen belastenden Familienalltag zu meistern, ohne seine eigenen Wünsche dabei zu sehr zurückzustellen. Neben zahlreichen Aufgaben im Haushalt ist es nämlich vor allem sein geistig behinderter Bruder Arnie, der Gilberts permanente Aufmerksamkeit erfordert. So klettert der Junge gern unbeobachtet auf den örtlichen Wasserturm und setzt sich auch sonst allerlei Gefahren aus.

Gespielt wird die Rolle des Arnie Grape von keinem Geringeren als dem noch jungen Leonardo DiCaprio, der für diese herausragende Performance seine erste Oscar®-Nominierung erhielt. Tatsächlich war DiCaprios Darstellung so brillant, dass bei der Premierenfeier des Films viele Zuschauer überrascht waren zu sehen, dass DiCaprio nicht wirklich behindert ist.

 

FORREST GUMP (1994)

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen.“ Jeder kennt dieses Zitat, ganz egal, ob man den Film gesehen hat oder nicht. Es stammt aus einem der wohl berühmtesten Filme über einen Menschen mit Handicap. Der Film begleitet Forrest Gump, bei dem im Kindesalter ein extrem niedriger IQ und ein Wirbelsäulenleiden festgestellt werden. Doch sein Leben ist trotz oder vielleicht sogar genau wegen seiner Beeinträchtigung alles andere als langweilig. So bringt er ganz nebenbei die Watergate-Affäre ins Rollen, erfindet das Joggen und verhilft Elvis zu seinem legendären Hüftschwung. Während Gump mit viel Witz und Charme seinen Alltag meistert, sind es aber vor allem die emotionalen Momente, die den Film zum absoluten Kult werden ließen. Unvergessen ist bis heute der Satz „Dumm ist der, der Dummes tut“, als Forrest auf seine große Liebe Jenny trifft.

Die Rolle des Forrest Gump, die Tom Hanks unter anderem einen Oscar® als bester Hauptdarstellereinbrachte, wurde ursprünglich auch John Travolta angeboten. Dieser lehnte jedoch ab, was er später als einen der größten Fehler seiner Karriere bezeichnete.

 

VINCENT WILL MEER (2010)

Getreu der Regel „Aller guten Dinge sind drei“ verfolgt das in Deutschland gedrehte Road-Movie „Vincent will Meer“ (2010) diesmal nicht nur einen, sondern gleich drei Menschen mit Handicap auf der Reise ihres Lebens. Die magersüchtige Marie und der zwangsneurotische Alexander begleiten darin den am Tourette-Syndrom leidenden Vincent. Der möchte nämlich noch einmal das Meer sehen, um den letzten Wunsch seiner verstorbenen Mutter zu erfüllen. Während ihrer chaotischen Reise kommen sich Vincent und Marie näher…

Die Mischung aus starken Emotionen und Komödie zahlte sich aus: Mit über einer Million Besuchern mauserte sich „Vincent will Meer“ zum vierterfolgreichsten deutschen Kinofilm des Jahres 2010.

 

ZIEMLICH BESTE FREUNDE (2011)

Die französischen Regisseure Olivier Nakache und Éric Toledano schufen mit „Ziemlich beste Freunde“ eine berührende Filmkomödie um den querschnittsgelähmten Philippe. Dieser ist seit einem schweren Unfall auf den Rollstuhl angewiesen und stößt bei seiner Suche nach einer neuen Pflegekraft auf den Ex-Sträfling Driss. Obwohl dieser zuerst fest davon überzeugt ist, die Stelle aufgrund seiner düsteren Vergangenheit nicht zu bekommen, trägt gerade seine unkonventionelle Art dazu bei, dass schnell eine enge Freundschaft zwischen den beiden entsteht. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und verarbeitet die Autobiografie von Philippe Pozzo di Borgo.

Für sein berührendes Werk erhielt Regisseur Éric Toledano über 3.000 Dankesschreiben von Rollstuhlfahrern aus aller Welt. Zudem belegt „Ziemlich beste Freunde“ Platz drei der erfolgreichsten Filme in Frankreich aller Zeiten.

 

SIMPEL (2017)

Nach all den großartigen Geschichten ist es wohl am Ende doch die Beziehung zwischen Geschwistern, die am meisten berührt. Wie schon in „Gilbert Grape“ begleiten wir auch in SIMPEL einen jungen Mann, der mit dem geistigen Handicap seines kleinen Bruders umgehen muss. Dieser heißt Barnabas, Spitzname Simpel, ist 22 Jahre alt und geistig auf dem Stand eines Dreijährigen. Als er in ein Heim eingewiesen werden soll, flüchtet sein Bruder Ben mit ihm nach Hamburg. Der auf dem gleichnamigen Jugendroman basierende Film behandelt auf behutsame Weise, aber auch mit viel Witz und spaßigen Einfällen das Verhältnis der beiden Brüder zueinander. Dabei zeigt er, wie entbehrungsreich, aber vor allem auch unglaublich erfüllend das Leben mit einem Menschen mit Handicap sein kann.

 

 

Zum Film:

Seit Ben (Frederick Lau) denken kann, sind er und sein Bruder Barnabas ein Herz und eine Seele. Barnabas, „Simpel“ genannt (David Kross), ist 22 Jahre alt, aber geistig auf dem Stand eines Kindes. Quasilorten (Erdbeeren) sind sein Lieblingsessen und draußen im Watt entdeckt er mit seinem Stofftier Monsieur Hasehase neue Kontinente. Simpel ist anders und oft anstrengend, aber ein Leben ohne ihn ist für Ben unvorstellbar. Als ihre Mutter unerwartet stirbt, soll Simpel in ein Heim eingewiesen werden.

Die einzige Person, die diesen Beschluss rückgängig machen könnte, ist ihr Vater David (Devid Striesow), zu dem die Brüder seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr hatten. Die Suche nach ihm entwickelt sich zu einer turbulenten Odyssee, bei der Simpel und Ben auf die Medizinstudentin Aria (Emilia Schüle) und ihren Kumpel, den Sanitäter Enzo (Axel Stein) treffen. Keiner der vier ahnt, dass sich hier eine große Freundschaft entwickelt – und vielleicht ein bisschen mehr.

 

 

 

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