HeimkinoTrailer

DRONE mit Sean Bean – Filme gegen die Illusion eines sauberen Krieges

by Pierre Wilke

 

FILME GEGEN DIE ILLUSION EINES SAUBEREN KRIEGES

DRONE – TÖDLICHE MISSION

Ab dem 16. November 2017 als DVD, Blu-ray und digital erhältlich

Concorde Home Entertainment

Mit Sean Bean, Patrick Sabongui, Mary McCormick, Maxwell Haynes

Regie: Jason Bourque

In DRONE – TÖDLICHE MISSION wird Drohnen-Pilot Neil Wistin, gespielt von „Game of Thrones“-Darsteller Sean Bean, mit den fatalen Auswirkungen seines Berufs konfrontiert: Die Fassade des biederen Familienvaters, der tagsüber Drohnenangriffe für das US-Militär fliegt, bricht zusammen, als der so fern und abstrakt scheinende Krieg eines Tages als nervenaufreibendes Psycho-Duell in Wistins beschauliches Vorort-Leben eindringt.

 Seit 2004 führen die USA im Rahmen des „Kriegs gegen den Terror“ Drohnenangriffe in Pakistan durch. Die völkerrechtliche Basis für die Angriffe ist höchst umstritten. Die Tatsache, dass ihnen bereits unzählige Unbeteiligte zum Opfer gefallen sind, führte zu anhaltender internationaler Kritik. Auch einige Filmschaffende nahmen sich des höchstbrisanten Themas an und tragen mit ihren Werken kritische Beiträge zur Debatte bei. Und egal, ob als erschütternde Dokumentationen oder spannende Thriller, wie DRONE – TÖDLICHE MISSION – sie alle räumen auf mit der trügerischen Illusion eines „sauberen“ Krieges.

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama weitete die von seinem Vorgänger George W. Bush begonnenen Angriffe massiv aus, neben Pakistan v.a. auch auf Afghanistan. Erst Anfang 2012 bestätigte Obama die eigentlich unter strikter Geheimhaltung stehenden Einsätze offiziell. Mittlerweile bildet die US-Luftwaffe mehr sog. Telepiloten aus, als Piloten für Kampfjets. Und während bisher die CIA die Ziele identifizierte und die Angriffe vom Militär durchgeführt wurden, hat US-Präsident Donald Trump Berichten zufolge die Befugnisse des Auslandsgeheimdiensts Anfang 2017 dahingehend erweitert, selbst Einsätze durchzuführen. Nicht nur würde der CIA damit eine äußerst fragliche, paramilitärische Rolle zuteil, sondern auch die schwindende Transparenz ist kritisch zu sehen. Denn anders als die Streitkräfte, muss die CIA keine ihrer Operationen offenlegen.

 

 

Die Dokumentation DRONE – THIS IS NO GAME! (2016) gibt erschreckende Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Politik, Geheimdienst und Militär, welches in die Entwicklung von Videospielen investierte, um neues Personal zu rekrutieren. Der norwegische Regisseur Tonje Hessen Schei gibt dem geheimen Drohnenkrieg viele Gesichter und lässt Betroffene und Beteiligte gleichermaßen zu Wort kommen. Darunter zwei ehemalige Drohnen-Piloten, die ihr „Handwerk“ schon früh mit Videospielen gelernt haben und jetzt unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. (Trailer: https://youtu.be/v-kcWapCRN0)

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch NATIONAL BIRD – WOHIN GEHT DIE REISE, AMERIKA? (2016). Sonia Kennebecks u.a. von Wim Wenders produzierte Dokumentation begleitet drei Veteranen der US-Air-Force, die auf unterschiedliche Weise am Drohnenkrieg beteiligt waren. Ihre Mitschuld an der Tötung möglicherweise Unschuldiger lässt sie ihr Schweigen ungeachtet der Konsequenzen brechen. Ergänzt werden ihre Erlebnisse durch Aussagen von Opfern und Zeugen in Afghanistan. Eine der Protagonistinnen reist schließlich selbst dorthin und wird mit einem grauenhaften Vorfall und dessen Opfern konfrontiert. (Trailer: https://youtu.be/rSqK3rhSWL8)

Neben diesen beiden beeindruckenden Dokumentationen befassen sich auch diverse Spielfilme mit den moralischen Fragen und individuellen Folgen des Drohenkriegs. Der britische Thriller EYE IN THE SKY (2015) verhandelt die unbeantwortbare Frage, ob Opfer untereinander aufgewogen werden können. Colonel Katherine Powell (Hellen Mirren) leitet den britischen Teil einer internationalen Mission, um eine Gruppe von Terroristen in Nairobi zu fangen. Als die Zielpersonen in einem Haus in der kenianischen Hauptstadt eindeutig identifiziert worden sind und klar wird, dass sie unmittelbar einen Anschlag planen, erhält Powell die Genehmigung zur gezielten Tötung. Der amerikanische Drohnen-Pilot entdeckt jedoch ein spielendes Mädchen vor dem Gebäude und verweigert den Schießbefehl. Es beginnt die zynische Berechnung des möglichen Kollateralschadens. Wiegen die möglichen Opfer eines bevorstehenden Anschlags mehr, als das Leben des Mädchens? Ein moralisches Dilemma, für das es keine Lösung ohne Opfer gibt. (Trailer: https://youtu.be/qpaCeox7q-w)

Das Drama GOOD KILL – TOD AUS DER LUFT (2014) zielt dagegen auf eine persönlichere Ebene ab. Im Mittelpunkt steht Major Thomas Egan (Ethan Hawke), ein Drohnen-Pilot der U.S. Air Force, der sich nach seiner todbringenden Tätigkeit abends wieder ins wohlige Familienleben zurückziehen kann. Als er bei einem Drohneneinsatz im Jemen Kinder tötet, aber ohne Eingriffsmöglichkeit eine Vergewaltigung beobachtet, kommen ihm Zweifel an den Einsätzen. Er flüchtet sich in Alkohol und emotionale Isolation. Nachdem er Befehle ausführen soll, die gegen die Einsatzrichtlinien verstoßen, sabotiert er einen Angriff. Mittlerweile steht seine Ehe vor dem Aus und er beschließt als letzte Mission, eigenmächtig den „Richtigen“ zu töten und die wiederholten Vergewaltigungen zu rächen. Die Figur des Major Egan ist lose an Brandon Bryant angelehnt, einem der Piloten, die sich ausführlich in DRONE – THIS IS NO GAME! äußern. (Trailer: https://youtu.be/zHCtxkSEQrA)

Wie Major Egan in GOOD KILL, kann auch Drohnen-Pilot Neil Wistin in DRONE – TÖDLICHE MISSION den fernen Krieg nach Feierabend hinter sich lassen. Dann ist er wieder der ganz normale Familienvater in einem idyllischen Vorort. Nicht einmal seine Frau und sein Sohn ahnen von seinem Doppelleben. Die Fassade bröckelt rapide, als eines Tages der pakistanische Geschäftsmann Imir Shaw auftaucht. Einem netten, harmlosen Verkaufsgespräch in der Einfahrt folgt eine Einladung zum Abendessen. Damit geht Shaws Plan auf: Im Haus der Winstins offenbart sich mehr und mehr, dass Shaw seine Familie bei einem Drohnenangriff verloren hat. Auf den Tag genau vor einem Jahr. Verantwortlicher Pilot: Neil Wistin. Konfrontiert mit den tödlichen Folgen seiner Arbeit, muss Wistin erkennen, dass viel mehr auf dem Spiel steht, als zuerst angenommen.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert